Ehrenkolloquium Prof. Hildebrand
Im memoriam –
Prof.Dr.-Ing. Siegfried Hildebrand
Am
30. Juni 2004 begingen wir den 100. Geburtstag von Professor Siegfried
Hildebrand. Er gilt als einer der Begründer der modernen Feinwerktechnik,
und er hat sich durch bemerkenswerte Leistungen einen hervorragenden Ruf als
Wissenschaftler und Hochschullehrer weit über den deutschen Sprachraum
hinaus erworben.
Sein
fachlicher Werdegang begann mit dem Studium der Feinwerktechnik an der
damaligen Technischen Hochschule Dresden. Nach dem Erwerb des Diploms im
Jahre 1931 war er hier zunächst Privatassistent auf dem Lehrgebiet
Feinmechanik bei Dr. Werner Kniehahn. 1934 übernahm er die Aufgaben eines
Entwicklungsingenieurs bei der Siemens & Halske AG Berlin und wechselte dann
zur Firma Seidel & Naumann in Dresden, bei der er nach kurzer
Einarbeitungszeit bis 1946 als Chefkonstrukteur wirkte. Von 1940 bis 1944
war er nebenamtlich als Dozent an der ehemaligen Ingenieurschule Dresden
tätig. In den folgenden Jahren erhielt er Lehraufträge zunächst an den
Technischen Lehranstalten und später an der Technischen Hochschule Dresden.
1950 promovierte er an der TU Berlin – Charlottenburg bei Professor Hermann
Alt auf dem Gebiet der Schreibmaschinenantriebe und wirkte dann von 1952 bis
zur Emeritierung im Jahre 1968 als Professor für Feingerätebau an der TU
Dresden. Sein besonderes Verdienst ist hier die Zusammenführung der
traditionsreichen Feinmechanik mit der sich stürmisch entwickelnden
Elektronik in dem von ihm bereits 1953 gegründeten Institut für elektrischen
und mechanischen Feingerätebau an der Fakultät Elektrotechnik. Es
entwickelte sich schon bald zu einer international anerkannten
Ausbildungsstätte für eine sehr große Anzahl von Diplomingenieuren und zu
einer wissenschaftlichen Schule der Feinwerktechnik, in die er auch die
Elektronik-Technologie einband. Nicht wenige seiner Schüler waren später
selbst als Hochschullehrer tätig und immer bemüht, das von ihm begründete
Wissenschaftsgebiet in seinem Sinne weiterzuführen.
Wenn
aus den unter Leitung von Professor Hildebrand bearbeiteten Forschungsthemen
einige gewürdigt werden dürfen, so sind in erster Linie grundlegende
Untersuchungen zu feinwerktechnischen Verzahnungen und Präzisionslagern, zur
Chronometrie, zur Schreib- und Drucktechnik sowie zur Weiterentwicklung der
Konstruktionssystematik für den elektronischen Gerätebau zu nennen.
Unter
der Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen seien besonders die Lehr-
und Fachbücher „Feinmechanische Bauelemente“, „Einführung in die
Feinmechanischen Konstruktionen“, „Zeichnungen und Darstellungen in der
Elektrotechnik“ (mit Prof. Conrad Markert) und „Fertigungsgerechtes
Gestalten in der Feingerätetechnik“ (mit Prof. Werner Krause) hervorgehoben.
Sie gehörten über viele Jahre zur ständig genutzten Fachliteratur der
Studenten und Ingenieure und hatten weite Verbreitung und Anerkennung
gefunden.
Schüler
und Fachkollegen, die bei Professor Hildebrand studieren und mit ihm
zusammenarbeiten konnten, schätzten vor allem sein solides Wissen und seine
umfangreichen praktischen Erfahrungen, gepaart mit unermüdlicher Tatkraft,
aber auch seine Güte und Toleranz sowie das tiefe menschliche
Einfühlungsvermögen. Es sind dies Werte, die uns in besonderem Maße geprägt
haben und wofür wir dankbar sind.
Am 12. August 1991 verstarb Professor Hildebrand kurz nach Vollendung seines
87. Lebensjahres.
Wir werden ihm ehrendes Gedenken bewahren.
Prof.em. Dr.-Ing. habil. Dr.h.c. W. Krause
Prof. Dr.-Ing. habil. J. Lienig
Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design der TU Dresden.
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